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Kapitel 1
Die Packards
Im Juni 1638, nur 18 Jahre nach der historischen Fahrt der
Mayflower, schiffte sich ein gewisser Samuel Packer mit seiner Frau
Elizabeth und Kind in Ipswich auf dem britischen Schiff Dilliigent
nach Amerika ein. Damals schrieb sich die Familie Packer. Sie
stammte wahrscheinlich aus Hingham, Norfolk. Ziel der Reise war die
Siedlung Hingham, Massachusetts. Am 10. August kam das Schiff in
Boston an.
1825 erwarb Samuels Nachfahre William Packard (+1877) eine Farm in
der Nähe von Austintown, Ohio, etwa 10 km südlich von Warren, Ohio.
Er hatte neun Kinder, dennoch verliess er 1847 seine Familie um in
Kalifornien Gold zu suchen. Er hatte damit keinen Erfolg, kehrte
aber nie zurück.
Sein ältester Sohn war Warren Packard (1828-1897). Dieser nahm 1846
eine Stellung im Eisenwarengeschäft des Milton Graham in Warren an.
1852 heiratete er Sylvia Camp aus dem Ort. Der Ehe entstammten zwei
Söhne die beide in früher Kindheit verstarben. Ein weiterer
Schicksalsschlag war 1856 der Tod seiner Ehefrau; sie war zu dieser
Zeit erst 23 Jahre alt. Bereits 1851 hatte sich Warren Packard
selbständig gemacht und Grahams Laden übernommen. Mit seinem Bruder
John R. und seinem Onkel Dr. Daniel B. Packard als Partner wurden
mehrere kleinere Geschäfte dazugekauft. Daraus entstand bis 1863 die
grösste Eisenwarenhandlung der nordöstlichen USA.
Warren Packard war mit unterschiedlichem Erfolg an verschiedenen
anderen Unternehmen beteiligt. 1860 heirate Warren Packard Mary E.
Doud (+1903) aus Mendham, New Jersey. Das Ehepaar hatte fünf Kinder:
William Doud (1861-1923), James Ward (1863-1928), Alaska, Carlotta
und Cornelia Olive. Warren Packard war am Ende seines Lebens ein
sehr wohlhabendes und hoch angesehener Mann. Er hinterliess nur ein
bedeutendes Unternehmen sondern auch Sägewerke, einen grossen
Holzhandel, eine Beteiligung an einem riesigen Waldstück in Kentucky
sowie Land und ein Hotel am Chautauqua Lake (New York) wo die
Familie ein sommerhaus erstellte.
2. William Doud Packard (1861-1923)
Warrens ältester Sohn William besuchte die örtliche Grundschule und
immatrikulierte sich anschliessend an der Ohio State University in
Columbus, Ohio um Wirtschaftswissenschaften zu studieren. Gemeinsam
mit seinem Bruder James brachte er als Jugendlicher eine eigene
Zeitung heraus, die im elterlichen Wohnhaus gedruckt wurde. Mit dem
Gewinn aus dem Zeitungsverkauf finanzierten sich die beiden eine
Reise zur Weltausstellung 1876 in Philadelphia.
Nach dem Studium arbeitete William in mehreren Betrieben seines
Vaters. Etwa um 1892 heiratete er Anna Storer. Die beiden hatten
einen Sohn, Warren Packard (1892-1929); dieser kam bei einem
Flugzeugabsturz in der Nähe von Detroit ums Leben.
W. D. war ein grosser Förderer der Blasmusik. Seiner Stadt schenkte
er Land um einen Park zu errichten und die Mittel für eine
Konzerthalle samt Brass Band. Die Packard Music Hall existiert noch
heute in dieser Funktion.
3. James Ward Packard (1863-1928)
James war das zweitälteste der fünf Kinder von Warren und Mary
Packard. Er besuchte die örtliche Grundschule und immatrikulierte
sich anschliessend an der Lehigh Uiversity in Bethlehem,
Pennsylvania. James war ein passionierter Radfahrer und unternahm
ausgedehnte Touren. Nach Abschluss seines Studiums als
Elektroingenieur nahm er eine Stelle im Generatorenraum des
Elektrik-Pioniers Sawyer-Mann Electric Company in an. Einen Monat
später war er für diesen Raum verantwortlich und bereits im November
1884 stand er der Mechanik-Abteilung der Firma vor. In diese Zeit
fallen seine ersten Patente für einen magnetischen Schaltkreis und
eine Glühlampe; letzteres wurde an die Firma Westinghouse verkauft.
In seinem Leben erhielt James Ward Packard 43 Patente. Glühlampen
und elektrische Energie waren zu dieser Zeit noch relativ neu;
Thomas Alva Edison hatte erst 1880 ein Patent darauf erhalten. Der
Aufbau der elektrischen Beleuchtung für Industrie und Haushalt sowie
von Versorgungsnetzen versprach ein zukunftsträchtiges Geschäft zu
werden.
Erste Entwürfe für ein Automobil zeichnete James Ward Packard
bereits 1893. Während einer Europareise 1895 interessierte sich
William für französische Entwicklungen. Das war wohl der Auslöser,
dass James Ende Jahr ein De Dion-Bouton Tricycle kaufte. Er
untersuchte eingehend seine Funktion, war aber nicht zufrieden mit
der Zuverlässigkeit des Vehikels das später sein Neffe Warren
Packard, jr. (1892-1929) erhielt.
Ein Eintrag in seinem Tagebuch vom 16. Mai 1896 belegt, dass ein
technischer Zeichner (Edward P. Cowles) eingestellt wurde um Pläne
für einen "Motorwagen" auszuarbeiten. Ein Fahrzeug mit Dampf- oder
Elektroantrieb scheint Packard nie erwogen zu haben.
James Packard war ein begeisterter Sammler von Taschenuhren. Seine
Sammlung hatte Weltruf. Er blieb seiner Universität zeitlebens in
Dankbarkeit verbunden und vermachte ihr einen beträchtlichen Teil
seines Vermögens.
James Ward und William Doud Packard wurden auf dem Oakwood Cemetry
in Warren beigesetzt. Beide wurden 1999 in die Automotive Hall of
Fame aufgenommen, die höchste Ehre welche die US-Automobilindustrie
zu vergeben hat.
4. Packard Electric Company
1890 kehrte J. W. Packard nach Warren zurück und gründete gemeinsam
mit seinem Bruder William und den Partnern C.F. Clapp, M.B. Tayler
(beide Banker) und Jacob Perkins, dem grössten Immobilienbesitzer im
Ort, die Packard Electric Company welche mit anfangs zehn
Mitarbeitern Dynamos, Glühlampen, Kabel und elektrischen Geräte
herstellte. James wurde Geschäftsführer, William Finanzchef.
Unmittelbar nach der Gründung wurden eine zweistöckige Fabrikanlage
mit einem Grundriss von ca. 37 x 73 Meter sowie ein Kesselhaus mit
einem Grundriss von ca. 15 x 37 Meter errichtet und bereits im
September bezogen. Das Unternehmen begann mit zehn Mitarbeitern. Es
gehörte zu den ersten, welche ihre Maschinen mit elektrischer
Energie betrieb. Packard Electric entwickelte als erste in den USA
eine elektrische Strassenbeleuchtung und auch die Heimatstadt der
Brüder erhielt 1911 eine solche. Später wurde Packard Electric ein
Zulieferer für die Autoindustrie. 1932, nach dem Tod von William und
James, wurde das Unternehmen an General Motors verkauft. Es hatte
noch viele Jahre seinen Hauptsitz in Warren. In den 1980er Jahren
wuchs das Unternehmen zum Marktführer für Kabelbäume und andere
elektrische Bestandteile im Fahrzeugbau. 1995 wurde es mit anderen
GM-Abteilungen zu Delphi Automotive Systems zusammengelegt welche
1999 von General Motors getrennt wurde.
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Wir bemühen uns um die Erhaltung der
historisch bedeutenden Packard-Fahrzeuge.
Der Packardclub Schweiz wurde 1993 von einer stattlichen Zahl von
Packard-Besitzern gegründet.
Gegenwärtig zählen wir rund 40 Mitglieder, alles Leute welche ihre
Wagen mit grossem Enthusiasmus pflegen und natürlich auch fahren.
Der Packardclub Schweiz ist dem amerikanischen "Mutterclub" Packard
Automobile Classics. Inc. als sog. Overseasregion angeschlossen,
aber trotzdem völlig unabhängig.